Das Alkoholverbot am Praterstern hat die Situation im Grätzl also wie prognostiziert und von Wien Anders Ende April durch den „Solidarischen Biergenuss“ vor Ort sichtbar gemacht, verschlimmert, statt verbessert. Denn selbstverständlich lassen sich Menschen durch Verbote nicht in Luft auflösen.
Das „Problem“ hat sich also lediglich in die umgebenden Wohngegenden verlagert.
Die versprochenen Maßnahmen seitens der Stadt Wien, wie „zielgerichtete medizinische Versorgung und eine intensivere Betreuung von Obdachlosen“[*] wurden bisher weder gesetzt, noch in irgendeiner Weise konkretisiert, die Tätigkeit der Sozialarbeiterinnen wurde wesentlich erschwert, da sie die betroffenen Menschen erst suchen müssen, um den Kontakt aufrecht zu erhalten, und mangels öffentlicher sanitärer Anlagen in der Umgebung, kommt es auch zu einem vermehrten Hygieneproblem im Bezirk.
Die Beschwerden der Anwohner bei der Leopoldstädter Bezirksvorsteherin häufen sich – Michael Ludwig, dessen bürger„meisterliche“ Einstandsmaßnahme das Alkoholverbot war, schweigt dazu.
Abgesehen von medizinischer und sozialer Betreuung, wird in der Leopoldstadt laut Bezirksvorsteherin Lichtenegger auch ein weiteres Tages- und Nachtzentrum für obdachlose Menschen benötigt – wie „groß“ die Chancen hierfür sind, lässt sich wohl deutlich am bisherigen „Problemlösungswillen“ des Stadtchefs ablesen.
Lediglich Pläne für eine Polizeistation am Praterstern befänden sich immerhin in der „Schubladenablage“.
Dass die Polizei aber keine Betreuungseinrichtung ist, sondern Alkoholverbot und öffentliche Verunreinigungen lediglich durch Wegweisungen oder Anzeigen exekutieren kann, was ebenfalls nichts an der grundlegenden Situation ändert, scheint in der neuen Verbotsstadt Wien nebensächlich zu sein.
Eine erste Evaluierung der Wirksamkeit soll allerdings erst ein Jahr nach Inkrafttreten des Verbotes stattfinden, obwohl die Auswirkungen bereits nach 3 Monaten deutlich zu sehen sind.
Eine sofortige Aufhebung des sinnlosen Alkohlverbots am Praterstern, unmittelbar verstärkte Betreuung durch Sozialarbeiterinnen und Medizinerinnen und die schnellstmögliche Einrichtung eines weiteren Aufenthaltszentrums für obdachlose Menschen wären tatsächliche Lösungsansätze.
Weiterführend braucht es natürlich eine angemessene Sozialpolitik – eine menschenwürdige Grundversorgung, inklusive „privatem“ kostenfreien und sozialpsychologisch betreutem Wohnraum.
https://www.news.at/a/bezirkschefin-ungluecklich-alkoholverbot-praterstern-10239951