so ein RESOLUTIONSANTRAG (hier im Original – Antrag_Wien_Anders_Taborstrasse18) von Wien Anders Bezirksrat Josef Iraschko, welchen dieser bei der Bezirksvertretungssitzung am 14. März einbringen wird.
In der Begründung verweist Iraschko u.a. darauf, dass das Gebäude ein Architekturjuwel ist und selbst die Gemeinde vor rund 30 Jahren das Gebäude für schützenswert erachtete und die Fassade rekonstruieren ließ.
Nachfolgend der Antrag im Wortlaut:
Auf Wunsch und im Interesse der BewohnerInnen stellt der unterzeichnende Bezirksrat Josef Iraschko gemäß § 24 der Geschäftsordnung der Bezirksvertretung Leopoldstadt für die Sitzung am 14.3.2017 folgenden
RESOLUTIONSANTRAG:
„Das Haus Taborstraße 18 (ehemaliges Hotel National) soll in seiner jetzigen Form als Wohnhaus erhalten bleiben.“
BEGRÜNDUNG:
Derzeit wohnen im Haus ca. 100 MieterInnen in 60 Wohnungen von insgesamt ca. 110 Wohnungen. Durch einen Ausbau des Krankenhauses im oder anstatt des Hauses würde viel leistbarer Wohnraum vernichtet, der in Wien – und vor allem im 2. Bezirk – dringend benötigt wird. Entsprechend niedrige Mieten sind im Grätzl nicht verfügbar, dadurch besteht die Gefahr, dass die MieterInnen aus ihrer Wohngegend verdrängt werden. Überdies würden die per Gesetz zur Verfügung gestellten Ersatzwohnungen anderen MieterInnen fehlen, die auf Wohnungssuche sind.
Der Eigentümer, der Konvent der Barmherzigen Brüder, ist ein privates Unternehmen, das sich mit der Erweiterung gewinnbringende öffentliche Aufträge (Kassenverträge, Spitalsleistungen etc.) erwartet. Das Wohlwollen der Stadt und die Förderung dieses Projekts reiht sich ein in die ohnehin langfristig geplante Privatisierung des Gesundheitswesens und stellt somit einen wichtigen Baustein in dieser Strategie dar. Dementsprechend wird in der Propaganda ein Konflikt zwischen dem Recht der MieterInnen auf ihre hier noch leistbare Wohnungen und dem angeblichen nur dem Wohl der Bevölkerung im 2. Bezirk dienenden gesundheitlichen Versorgung konstruiert. Dennoch: die privaten wirtschaftlichen Interessen dürfen nicht über der ersatzlosen Vernichtung günstigen Wohnraums stehen.
Als Alternative zur Krankenhauserweiterung sollte der Ausbau an anderen benachbarten Flächen geprüft werden. So gibt es derzeit keinerlei Planung für die öffentliche gesundheitliche Versorgung der BewohnerInnen in den großen Wohnbauprojekten des Nordbahnhofgeländes.
Der Bau selbst stellt in unserem Bezirk ein Architekturjuwel dar. Er besitzt einen bemerkenswerten Grundriss: Der trapezförmige Innenhof ist an einer Seite halbkreisförmig abgerundet (ursprünglich der mit Glas überdeckte Tanzsaal des Hotels), die Korridore vor den ehemaligen Hotelzimmern sind ebenfalls gerundet. Das im Original erhaltene Hauptstiegenhaus ist um einen offenen Schacht organisiert und von mächtigen dorischen Säulen getragen.
Die markante Fassade enthält in jedem Geschoss individuell gestaltete Reliefs von Putten, Tieren und Akanthus-Ranken in den Parapetfeldern. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie unsachgemäß überdeckt. „Nach jahrelangen Bemühungen des Kulturamtes“, so liest man in einer Publikation der Stadt Wien von 1986, sei es gelungen, die Hauptfassade „völlig wiederherzustellen, sodaß sich dieses stattliche Bauwerk im Zentrum der Leopoldstadt heute als besondere Zierde des Bezirkes darbietet.“
Das Gebäude stellt aus architekturhistorischer Sicht als erster großer Hotelbau in Wien einen wichtigen Lückenschluss dar und war auch ein Probelauf für die Gebäude an der Ringstraße. Die Stadt Wien blamiert sich international, wenn sie wertvollste Bausubstanz, die vor 30 Jahren noch so schützenswert erschien, dass sie die Fassade rekonstruieren ließ, opfert, ohne Alternativpläne vom Eigentümer zu verlangen.
Josef Iraschko, KPÖ, Bezirksrat in der Leopoldstadt für Wien Anders