“Ein Investment, das sich rechnet!” Mit diesen Worten wirbt die Wien 3420 AG für die Seestadt Aspern, den eigentlichen 24. Bezirk in der Donaustadt, wo in rund 10 Jahren 20.000 Menschen leben werden. Diese Aktiengesellschaft ist über Umwege in den Händen der Wirtschaftsagentur Wien und anderer mit der Stadt Wien “befreundeter Firmen”. Auf der Homepage wird ausdrücklich damit geworben, dass man derzeit noch “investieren + mitgestalten” könne.
Doch wie lebt es sich denn wirklich dort? Wie erleben diejenigen “ersten 2000” Menschen, die schon dort wohnen, ihr Leben in der Trabantenstadt? Nachdem ja bereits der STANDARD-Videoblogger Robert Misik mit Christoph Chorherr dort unterwegs waren (und dabei allerdings nur miteinander sprachen), sind wir dorthin gereist und haben mit den Leuten gesprochen. Daraus ist ein kleines Video über unsere Gespräche mit den Menschen vor Ort entstanden.
Leben halb auf einer Baustelle, wo noch allerhand improvisiert wird – das haben wir erwartet, und so sieht es dann auch aus. “Leben ohne Nahversorgung, das ist halt das Experiment hier”, erläuterte uns einer von den ersten 2000. Außerdem wurde deutlich, dass die Stadt Wien das Mitgestalten leider nur den Investoren zugesteht, und nicht den Bewohnerinnen und Bewohnern. Und das ist eigentlich eine Katastrophe. Deutlich wird das am Beispiel des Autoverkehrs und des Parkens. Weitgehend autofrei sollte die Seestadt werden, wurde versprochen. Das schaut allerdings in der Realität anders aus. “Man kann nicht mit dem Kinderwagen auf der Straße gehen. Die Leute im Bezirk wissen das, aber sie machen nichts,” so ein andere Bewohner. In Eigeninitiative haben dann die BewohnerInnen eines Hauses mit Kreide “Feuerwehrzufahrt” am Hauseingang auf den Asphalt gemalt, und eine Halteverbotstafel aufgestellt.
Das gleiche Bild, leider, wie in allen Bezirken. Tatsächlich mitgestalten können nur die wenigen mit Geld und Parteibuch.
Beim Thema Verkehr scheinen sich die Planerinnen und Planer in Wahrheit auf das Auto konzentriert zu haben. 6 Großparkhäuser sollen zwar die Autos aus der unmittelbaren Wohnumgebung heraushalten, aber die Zufahrt zu den Parkhäusern, die sogenannte “Spange Aspern”, ist auch wieder so ein umstrittenes Autoprojekt der rot-grünen Stadtregierung und der ASFINAG. Betroffen davon ist das Naturschutzgebiet Lobau, weshalb sich auch hier Widerstand geregt hat. Warum wird unter Rot-grün eigentlich nicht konsequent auf den öffentlichen Verkehr gesetzt? Warum betrifft “Partizipation” in Wien real doch nur die Farbe der U-Bahn Linie?