ein Gastkommentar von Wien Anders auf NZZ.at
Offen gestanden, wir von Wien Anders haben von diesen Zuständen im Gemeindebau gewusst. Gerhard Kuchta, mit dem wir oft geredet haben, berichtet ja schon länger davon: dass Wiener Wohnen bewusst die Betriebskosten falsch abrechnet, und sich so ein Körberlgeld erwirtschaftet. Und auch, dass tausende Quadratmeter Wohnfläche meist zu Ungunsten der MieterInnen falsch vermessen sind, wusste man in Wien bereits. Auch das ergibt nochmal Extraeinnahmen. Seit Jahren kämpft der Mieterbeirat des Hugo-Breitner-Hofs (und andere auch) für die Rechte der BewohnerInnen.
Dass das Thema erst jetzt von NZZ.at und DOSSIER aufgegriffen wird, obwohl andere Medien davon wussten, hat natürlich mit dem Wahlkampf zu tun. Ebenso wussten andere Medien von der Causa Wurm, dem Chef der Gemeinnützigen Bauträger, der sich selber Wohnungen verkauft und dann privat damit herumspekuliert hat. Auch das war schon bekannt, bevor wir es öffentlich gemacht haben.
Zu groß war die Macht der SPÖ, zu groß ist sie noch. Und mit ihr die Politik des Gebens und Nehmens in Wien. Die NZZ Österreich hat kein Geld von öffentlicher Hand genommen und muss daher auch nicht wegschauen. Die Frage ist aber: Wie können wir dieses System, das dahintersteckt, verändern? FPÖ zu wählen, wird das Problem nur verlagern. Denn sollte die FPÖ jemals etwas in Wien zu sagen haben, dann wird sie einfach „unser Geld für ihre Leut’“ einsetzen; wo früher rote Korruption war, wird dann blaue Korruption kommen.
Wir wollen mehr Demokratie in Wien. Der Karl-Marx-Hof des 21. Jahrhunderts, den Wien Anders vorschlägt, soll leistbares und demokratisches Wohnen miteinander verbinden. Denn wo Menschen arbeiten und leben, passieren Fehler und Ungereimtheiten. Niemand ist perfekt. Deshalb ist es so wichtig, dass die Mieterinnen und Mieter im Gemeindebau und ihre VertreterInnen mehr Mitspracherechte bekommen werden. Und dann müssen sie auch nicht mehr jahrelang warten, bis sich mal ein Medium erbarmt und die Wahrheit berichtet. Aber lesen Sie selbst.