Wer von uns kennt sie nicht aus den Fernsehserien – die ruhigen amerikanischer Suburbs, die so angelegt wurden, dass man ein bestimmtes Haus nur über genau einen Weg erreichen kann, damit es keinen Durchzugsverkehr gibt. Einziger Nachteil: Die Autoabhängigkeit.
Können wir dieses Modell mit der Fuss- und Radverkehrsdurchlässigkeit europäischer Altstädte kombinieren?
Ja, es geht! Hier stellen wir unser Konzept GRÄTZLBLOCK vor – am Beispiel des Volkertviertels im 2. Bezirk:
Durch Umnutzung weniger ausgewählter Kreuzungsplateaus teilt sich das Grätzl in Zonen, zwischen denen keine Autos mehr fahren können. Die Autos fahren daher auf direktem Weg rein und wieder raus aus dem Grätzl (wie in einer Suburb).
Da ein bestimmtes Haus nur innerhalb der eigenen Zone anfahrbar ist, parken die AnrainerInnen immer in derselben Zone und dadurch reduziert sich die Parkplatzsuche darauf – kein Herumkreisen im Viertel mehr wie im in Wien üblichen Einbahnzirkus. Es ergibt sich de-facto Anrainerparken in der Nacht, während untertags Parkplätze für Lieferungen freibleiben.
Durch den Begegnungsverkehr (statt Einbahnen) muss immer auf Gegenverkehr geachtet werden und damit auch auf Radfahrende und FußgängerInnen – zusammen mit den verkürzten Anfahrtswegen reduzieren sich die gefahren Spitzengeschwindigkeiten und das Grätzl wird viel sicherer.
Wo auch der Bus durchfährt, wird das Kreuzungsplateau nur auf zwei Seiten blockiert, z.B. mit Pflanztrögen, und ein Fahrverbotsschild “ausg. Bus” aufgestellt.
Die nicht mehr für den Autoverkehr notwendigen Kreuzungsplateaus können in der Folge umgestaltet werden: In Grünräume, Parklets, Spielflächen für Kinder oder einfach multifunktionalen öffentlicher Raum, der für Veranstaltungen wie z.b. Straßenfeste freibleibt. Zu Fuß und mit dem Rad sind sie natürlich weiterhin (selektiv) durchlässig.
Unser Konzept hat als Vorbild die “Superblocks“, wie sie in spanischen Städten schon implementiert wurden, um innerhalb der Blocks Fuß- und Radverkehr gegenüber den Autos zu priorisieren. Diese benötigen allerdings eine fixe Größe von 3×3 Blocks, dessen Regelmässigkeit in den Wiener Innenbezirken selten gegeben ist. Bei einem Grätzlblock werden die Zonen so gezogen, dass ein Block entlang von Straßen geviertelt wird und dann die Kreuzung in der Mitte blockiert wird. Die entstehenden Viertelblöcke können dann entsprechend wieder unterteilt werden, sodass das Konzept auch auf größere Viertel angewandt werden kann. Bei Bedarf sind natürlich auch Abweichungen möglich, etwa um die Zonengröße ähnlich zu halten.