„Die momentane Arbeitssituation des Personals im Gesundheitssystem ist katastrophal. Schwerer Personalmangel, andauernde Überlastung und systematische Unterbezahlung sind nur einige der Probleme, die in Österreichs Spitälern alltäglich sind. Diese Zustände wirken sich direkt negativ auf die Qualität der PatientInnenbetreuung und die Untersuchungs- und Behandlungsintensität in öffentlichen Gesundheitseinrichtungen aus – die Pflege teilweise schwer kranker Menschen muss auf ein Minimum reduziert werden, die Wartezeiten auf teilweise extrem wichtige Untersuchungen steigen“, so die ersten Zeilen einer Petition, welche auf die Probleme im Gesundheitsbereich aufmerksam machen will.
In der Petition, die von Patient*innen und Mitarbeiter*innen des Gesundheitssystems gemeinsam verfasst wurde, heißt es:
„ALS PATIENT*INNEN SAGEN WIR:
Wir wollen die beste medizinische Versorgung – auch ohne Zusatzversicherung!
Wir wollen die beste Therapie – auch ohne private Zuzahlungen!
Wir wollen die beste Pflege – auch in öffentlichen Geriatriezentren!
ALS MITARBEITER*INNEN IM GESUNDHEITSSYSTEM SAGEN WIR:
Wir wollen Wertschätzung für unsere tägliche Arbeit – auch im öffentlichen Gesundheitssystem!
Wir wollen uns Zeit nehmen für die Menschen, die wir pflegen – ohne schlechtes Gewissen!
Wir wollen gerechten Lohn für unsere verantwortungsvolle Arbeit – ohne ständig darum streiten zu müssen!
Wir alle sagen: Gesundheit muss dem Staat etwas wert sein! UNSER GESUNDHEITSSYSTEM BRAUCHT MEHR!“
Konkret wird gefordert:
+ 30% mehr Personal im Gesundheitsbereich
+ 30% mehr Gehalt für alle im Gesundheitsbereich Tätigen
+ Fundierte und praxisnahe Ausbildungsmodelle für alle im Gesundheitsbereich Tätigen
+ Rahmendienstzeiten von 38 Stunden/ Woche
+ Eine zusätzliche Urlaubswoche für alle im Gesundheitsbereich Tätigen
Um den Forderungen politischen Nachdruck zu verleihen wird am Donnerstag, 17. September 2015, um 16:30 Uhr eine Kundgebung beim Wiener Rathaus stattfinden (genauer Friedrich-Schmidt-Platz).
Wir von Wien Anders werden, entsprechend unseren Möglichkeiten, diese Petition unterstützen und wir rufen unsere Freund*innen und Unterstützer*innen auf, sich aktiv am Protest gegen die Zerstörung unseres Gesundheitssystems zu beteiligen.
Schon am 5. September gibt es ebenfalls eine Demonstration von Care Revolution. Titel: “Für mehr Geld und Personal und einen demokratischen Arbeitskampf”
5. September, 15 Uhr, Museumsquartier
Hintergrund-Information:
In der Begründung der Petition wird kundgetan, was die offizielle Politik gerne verdrängt:
„Im öffentlichen Gesundheitssystem ist eine große Anzahl von Personen darum bemüht, sich bestmöglich um die ihnen anvertrauten Patientinnen und Patienten zu kümmern. Unter anderem arbeiten das Pflegepersonal, die ÄrztInnen, das Reinigungspersonal, die LabortechnikerInnen, die PhysiotherapeutInnen und die KrankenträgerInnen und viele mehr unermüdlich daran, die Gesundheit der Österreicherinnen und Österreicher zu gewährleisten und wiederherzustellen und uns allen menschenwürdige Pflege zu ermöglichen.
Leider werden diese wichtigen Tätigkeiten aber durch die schlechte Bezahlung, den Abbau von Arbeitsplätzen, die Fremdvergabe von Tätigkeiten bzw. die Ausgliederung und Privatisierung von öffentlichen Dienstleistungen und die sehr hohe Arbeitsbelastung immer schwieriger zu bewerkstelligen und dadurch für das Personal selbst auch immer unattraktiver, für die Krankenpfleger genauso wie für Ärztinnen, Köche oder Sozialarbeiterinnen. Es kommt dadurch zu Personalengpässen, Stellen bleiben unbesetzt, KollegInnen müssen regelmäßig einspringen, es gibt zu wenig Nachwuchs.
Diese Dauerüberlastung wirkt sich nicht nur auf das Personal im Gesundheitsbereich aus, sondern auch direkt auf die Patientinnen und Patienten: Denn dadurch muss die Intensität der Behandlungen und Untersuchungen notwendigerweise eingeschränkt und die Pflege teilweise schwer kranker Menschen auf ein Minimum reduziert werden. Die Qualität der Betreuung in öffentlichen Einrichtungen sinkt stark, es kommt zu einer steigenden PatientInnengefährdung.
Diese Probleme dürfen nicht länger ignoriert werden! Die Qualität unserer öffentlichen Gesundheitsversorgung ist ernsthaft gefährdet. Statt unser Gesundheitssystem auch in Zukunft für uns alle zu erhalten, wird jedoch weiter gekürzt und privatisiert und damit das Leben von PatientInnen und die Gesundheit des Pflegepersonals, der ÄrztInnen und aller MitarbeiterInnen gefährdet.“